Die internationale Kunstwelt blickt erneut auf die Schweiz. Mit über 4.000 Künstlerinnen und Künstlern aus 42 Ländern und 289 Galerien setzt die Art Basel in diesem Jahr ein starkes Zeichen – künstlerisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Vom 19. bis 22. Juni wird Basel wieder zur Hochburg für zeitgenössische Kunst, zum Schauplatz spektakulärer Installationen und zum Treffpunkt der globalen Kunstszene. Doch diesmal ist die Stimmung anders – nachdenklicher, leiser, oft politisch.
Kunst als Spiegel einer krisenhaften Welt
Art Basel 2025
Viele Werke greifen die aktuelle Weltlage auf: Kriege,
Klimakatastrophen, soziale Spannungen – Themen, die sich in überraschend vielen
Exponaten widerspiegeln. Die Kunst reagiert, und sie reagiert deutlich. So etwa
bei Claudia Martinez Garay, deren grosse Leinwandarbeit mit abgebrannten
Zündhölzern nicht nur poetisch wirkt, sondern auch ein stilles Symbol für
Zerstörung, Verlust und vielleicht auch Neuanfang ist.
Auch andere Werke sprechen eine deutliche Sprache: Eine Installation zeigt die US-Flagge zerschlissen am Boden, daneben Soldaten mit Babypuppen, verrostete Kanonen – Metaphern, die zum Innehalten zwingen. Der spanische Künstler Jaume Plensa wiederum beeindruckt mit Forgotten Dreams: 21 Aluminiumtüren säumen einen Gang, in die die Menschenrechte eingraviert sind. Eine eindrückliche, fast meditative Erfahrung – und ein mahnender Appell an unser kollektives Gedächtnis.
Ein weiteres Highlight in der diesjährigen Unlimited-Sektion ist die immersive Installation von Didier William, präsentiert von der Galerie Peter Kilchmann. Seine monumentalen Skulpturen – teils verwurzelt, teils aufragend – umgeben die Besucher wie stille Wächter. Ihre Oberflächen sind mit dichten, ornamentartigen Mustern überzogen, die an Schutzsymbole oder Narben einer verschlüsselten Geschichte erinnern. William inszeniert hier kein blosses Objekt, sondern ein emotional aufgeladenes Environment zwischen Mythos, Widerstand und Erinnerung.
Im Hintergrund leuchtet ein grossformatiges Gemälde mit Mangrovenbäumen in schimmerndem Licht. Diese Landschaft wirkt wie ein Übergangsraum, ein "liminal space" zwischen Zuflucht und Konfliktzone. Die Wurzeln der Mangroven greifen tief – visuell wie symbolisch. Der Körper, so Williams Botschaft, ist nicht nur Träger von Identität, sondern auch Archiv, Widerstandsträger, Gefäss für Geschichte und Herkunft.
Ein pinkes Statement am Eingang - Art Basel 2025
Noch bevor man die Messehallen betritt, sticht eine Arbeit
besonders ins Auge: die pinke Sprayinstallation der französisch-marokkanischen
Künstlerin Yto Barrada. Grossflächig, provokant und bewusst plakativ hat sie mit
grellen Farbschichten eine temporäre Intervention auf dem Platz vor dem
Haupteingang geschaffen. Das Werk spielt mit dem Spannungsfeld von
Protestästhetik und Street Art, verweist auf feministische Bewegungen ebenso
wie auf das Verschwimmen von öffentlichem und institutionellem Raum. Ein kraftvolles
visuelles Statement – und ein unübersehbarer Auftakt für das, was drinnen
folgt.
Der Markt bleibt vorsichtig – doch Basel bleibt Bühne
Während der Kunstmarkt global weiter unter Druck steht –
laut dem aktuellen Art Market Report sanken die weltweiten Umsätze erneut auf
57,5 Milliarden US-Dollar – bleibt die Art Basel ein Fixpunkt. Doch auch hier
ist Zurückhaltung spürbar: Sammler sind wählerischer, Galerien
kalkulieren vorsichtiger, die ganz grossen Deals bleiben seltener.
Basel
zeigt: Kunst bleibt relevant. Gerade in unruhigen Zeiten.
Ein Event zwischen Glamour und Gesellschaftskritik
Was die Art Basel auszeichnet, ist dieser ganz eigene Spagat – zwischen exklusivem Kunstkommerz und gesellschaftlichem Diskurs. Die Messe bleibt Bühne für grosse Namen und aufstrebende Positionen. Sie ist Ort der Reibung, des Austauschs, manchmal des Spektakels. Aber auch der Stille. Und genau darin liegt ihre Stärke.
Die Art Basel 2025 ist mehr als ein Markt – sie ist ein Seismograf für das, was die Welt bewegt. Wer mit offenen Augen durch die Messe geht, entdeckt nicht nur Kunstwerke, sondern auch Fragen. Und manchmal sogar Antworten.