Als Ex-Private Bankerin ziehe ich gerne Parallelen vom
Portfolio zum Kleiderschrank. Beides besteht aus Assets: manche entwickeln
sich, andere stagnieren, wieder andere verlieren an Wert. Und so lautet mein
Standardsatz seit Jahren:
«Ein Kleiderschrank ist wie ein Portfolio.
Von Zeit zu Zeit sollte man seine Assets durchgehen und
prüfen.»
Für alle, die nicht aus der Finanzwelt kommen, klingt das vielleicht ein wenig ungewöhnlich. Aber genau dieser Blickwinkel hilft enorm, wenn man Ordnung, Klarheit und Stil in seine Garderobe bringen möchte. Denn, sobald ihr eure Kleidung als Investition betrachtet, ändert sich der Blick aufs Shopping und das Verhalten vor dem Kleiderbügel gleich mit. Ab heute lautet also die Frage: Ist dieses Kleidungsstück ein Investment, ein stabiler Wert oder eher ein impulsiver Kauf ohne Zukunft?
Die passende Anlagestrategie – wohin soll die Garderobe?
Viele Anlegerinnen bzw. Shopperinnen kaufen und verkaufen Kleidung recht spontan. Mal hier, mal dort, mal im Sale, mal im Trendrausch. Im Resultat entsteht ein Schrank voller Einzelentscheidungen, aber ohne Strategie. Dabei gilt wie bei jedem Portfolio: Ohne Ziel keine klare Linie. In der Finanzwelt sprechen wir von klassisch, ausgewogen und dynamisch. Genau diese Kategorien funktionieren auch im Kleiderschrank:
Klassisch — der stabile Kern
Hochwertige, zeitlose Stücke: der gut geschnittene Mantel,
die Seidenbluse, die perfekte Jeans, die elegante Tasche. Diese Teile sind wie
blue chips – solide, langlebig, verlässlich. Ihr Preis ist höher, aber sie
performen über Jahre.
Ausgewogen — der moderne Mix
Modebewusst, aber nicht übertrieben. Teile, die eure
Garderobe aktualisieren, ohne dass sie nach einer Saison ausgedient haben.
Optimal für Frauen, die ihren Stil klar kennen, aber gerne frischen Wind
reinbringen.
Dynamisch — die spekulativen Positionen
Trendteile, spontane Käufe, Sale-Schnäppchen, der berühmte
„musste ich sofort haben“-Moment. Diese Stücke sind unterhaltsam, aber auch
risikobehaftet. Sie können den Look heben – oder zu Schrankleichen werden.
Ein ausgeglichener Schrank balanciert alle drei Kategorien. Zu viel Klassik wirkt schnell streng, zu viel Dynamik unruhig. Genau wie bei einem echten Portfolio geht es um das richtige Verhältnis.
Trading-Plattformen & Börsenregeln übertragen auf Mode
In der Finanzwelt gibt es Grundregeln, die Jahrzehnte
überdauern. Ich habe einige der bekanntesten Börsenweisheiten adaptiert für
mehr Klarheit im Kleiderschrank.
«Sell in
May and go away… but don’t forget to come back in September.»
Im Modekontext bedeutet das: Bis Mai ist der perfekte
Moment, euren Schrank für die warme Saison zu entrümpeln. Was im Frühling
keinen Sinn mehr ergibt, hat im Herbst erst recht keinen Platz. Und im
September kommt bereits die neue Kollektion also Platz schaffen.
«Aktien kaufen und zehn Jahre lang nicht mehr hinschauen.»
Wer seinen Kleiderschrank jahrelang unberührt lässt,
riskiert Chaos. Die Regel erinnert daran, regelmässig zu prüfen: Was trage ich
tatsächlich? Was steht mir noch? Was braucht ein Lifting oder darf raus?
«The trend
is your friend.»
Trends können inspirieren und Looks modernisieren. Aber sie
sind keine Garantie für Wert. Wenn ihr euch stark von Trends treiben lasst,
rutscht der Schrank schnell in den dynamischen Bereich ab und damit in
Richtung Überfluss.
«Günstig einkaufen, teuer verkaufen.»
Eine der wichtigsten Fragen: Welche Stücke können im Wert
steigen?
Luxusmarken, die keine Sales haben, limitierte Editionen,
begehrte Modelle genau das sind eure wertstabilen Assets. Gute Pflege,
Originalverpackung, Rechnung aufbewahren: All das erhöht den
Wiederverkaufswert. Wer klug einkauft, kann Jahre später Gewinn machen.
Der Kleiderschrank als persönliches Kapital
Ein guter Kleiderschrank ist keine Frage von Budget, sondern von Bewusstsein. Wer weiss, welche Werte man besitzt, investiert automatisch besser: gezielter, nachhaltiger, stilvoller. Und am Ende entsteht etwas viel Wertvolleres als nur Ordnung: ein Kleiderschrank, der eure Persönlichkeit widerspiegelt, eure Bedürfnisse erfüllt und eure tägliche Entscheidung «Was ziehe ich an?» mühelos macht.
Schlusspunkt und ein wenig Börsenpsychologie
Die Börse, wie auch die Mode, ist von launischer Natur: Manchmal reagiert sie übertrieben, manchmal bleibt sie völlig ungerührt. Egal welche Strategie ihr verfolgt, erinnert euch daran: Weniger ist oft mehr, und Qualität schlägt Quantität jedes Mal.
Und ein kleiner Hinweis zum Schluss: «Aktien im Sinkflug» sind in der Finanzwelt ein Warnsignal im Kleiderschrank nennen wir so jene Stücke, die bereits beim Verlassen des Geschäfts 50% ihres Wertes verlieren, noch bevor ihr sie überhaupt getragen habt.
Somit: Happy Trading auch im Kleiderschrank.


